Du hättest viel mehr Follower, wenn du so tun würdest, als bräuchtest du nur zehn
Inspiriert von einem Beitrag von Josh Spector.
Seit etwa 9 Monaten habe ich so gut wie gar nichts mehr auf Social Media gepostet. Einzige Ausnahme: Ich habe meine Videos zu YouTube migriert, mit dem festen Plan, da künftig weit mehr Content zu posten als zu konsumieren. Bis jetzt ist das allerdings nur ein Plan, aber meistens verwirkliche ich das meiste von dem, was ich mir vornehme früher oder später.
Vor einer Weile habe ich den oben verlinkten Artikel gelesen und bin ins Grübeln gekommen. Denn wie es der Zufall so will, habe ich 12 Newsletter-Abonnenten, was innerhalb der Fehlertoleranz des Werts 10 liegt, und wenn ich einen Newsletter schreibe, denke ich oft, welche dieser zwölf Personen, von denen ich immerhin acht persönlich kenne, das interessant finden würde, was ich jetzt schreibe. Meist teile ich nur, wovon ich glaube, dass es mindestens eine Person auf der Liste direkt anspricht.
Aber klar, wir alle wollen gerne Millionen von Followern, weil das die Wahrscheinlichkeit erhöht, tausende von Büchern zu verkaufen, was wiederum das finale, goldene Endziel aller schwärmerischen Jungautor*innen jeden Alters, von der Schreiberei leben zu können (oder zumindest ab und zu einen Kaffee trinken zu können), realistischer macht.
Hilfreich ist dieser Wunsch dabei nur bedingt, weil er vom Wesentlichen ablenkt. Er färbt alles, was wir tun, wie wir es tun und wie wir es präsentieren. Er beeinflusst unsere Entscheidungen und mischt sich mit dem Irrglauben, dass wir nur einen viralen Beitrag auf Social Media brauchen, dass wir nur regelmäßig Bookstagram und BookTok bespielen müssen, um berühmt zu werden – und treibt uns dazu, einer anonymen Masse nachzujagen, die wir nicht greifen, nicht benennen und auch nicht kennen lernen können.
Wenn es für alle ist, ist es für niemanden.
Ein echtes Publikum besteht nicht aus anonymen NPCs, sondern aus echten Menschen, die sich vielleicht in bestimmten Punkten ähneln, aber alles Individuen sind. („Ihr seid alles Individuen!“ – „Wir sind alles Individuen.“ – „Ich nicht!“ – Wer denkt bei dem Wort nicht an die ikonische Szene aus das Leben des Prian, Verzeihung, Brian) Nur, wenn ich diese einzelnen Menschen erreichen kann, wenn sie das Gefühl haben „wadde, redet die Mutti ebba über mich?“, habe ich etwas erschaffen, was überhaupt das Potenzial hat, vielen Menschen zu gefallen.
Für mich hat diese Erkenntnis dazu geführt, erstmal alle Social-Media-Bemühungen einzustellen. Warum? Weil ich mir nicht sicher bin, ob die Welt da draußen ein Inidviduum wie mich in seiner ganzen Individualität gut verknusen kann, und weil ich Angst vor dem Echo habe. Ich bin schon ohne Gegenwind aus der Kommentarspalte nur ganz knapp in der Lage, nicht bei jeder x-beliebigen Gelegenheit in Tränen auszubrechen, einfach, weil meine Tränendrüsen funktionsfähig sind und mein Körper zu achtzig Prozent aus frei verfügbarem Wasser besteht, wie soll das erst werden, wenn ich was *kreisch* Kontroverses poste?
Da ich aber seit einem einschneidenden Erlebnis vor knapp zwei Jahren beschlossen habe, die Dinge zu tun, vor denen ich mich am meisten fürchte (so lange es sich um irrationale Ängste wie die vor Kritik oder Spott handelt), habe ich mir diesen Artikel von Josh zur Vorlage für meine künftigen Beiträge genommen, die sich in nächster Zeit aber erstmal auf diesen Blog und meinen YuoTube-Kanal beschränken werden.
Und weil du jetzt bestimmt neugierig geworden bist, was Josh da eigentlich so schreibt und vielleicht keine Lust hast, es im Englischen Original zu lesen, hier die Kurzfassung.
Was würdest du anders machen, wenn du nur zehn echte Fans bräuchtest, um erfolgreich zu sein?
Vermutlich eine ganze Menge.
Du würdest anders über deine Zielgruppe denken
Sei ehrlich: Du weißt nicht so richtig, wer deine Zielgruppe ist, weil du Angst hast, zu nischig zu sein. So geht es jedenfalls mir.
Du denkst, du brauchst Hunderttausende Follower und deshalb versuchst du, eine eierlegende Wollmilchsau zu sein, die jeden Trope bis nach vorgestern intus hat. Aber wenn du nur zehn Leute brauchst, die deine Romane wirklich feiern, würdest du dir genau überlegen, wen du eigentlich erreichen willst.
Du würdest nicht mehr drüber nachdenken, wen du nicht vergraulen darfst.
Du würdest anfangen, für Menschen zu schreiben, die dich lieben – nicht für Leute, die dich ganz okay finden.
Du würdest versuchen, für eine einzige Person perfekt zu sein, statt für alle so lala.
Und genau dadurch würden deine Geschichten einzigartiger, echter und berührender werden.
Du würdest mehr auf deine Fans eingehen
Zehn Fans würdest du alle beim Namen kennen. Du wüsstest, was ihre Lieblingsserie ist, welche Soße sie auf ihre Pommes kippen und wann ihre Kinder Geburtstag haben. Du wüsstest, wie ihr euch kennengelernt habt, was sie an dir mögen und was euch verbindet. Du würdest dich mit ihnen über ihre Themen unterhalten, statt ihnen ständig nur deinen Kram vorzusetzen.
Mit zehn Fans hättest du eine echte Beziehung, keine einseitige Beschallung.
Wenn du aber Tausende oder noch mehr erreichen willst, dann hast du plötzlich eine bequeme Ausrede, warum du das alles nicht machst. Du redest dir ein, es sei „unmöglich“, mit so vielen Menschen wirklich in Kontakt zu bleiben. Das mag ja sein, aber das musst du auch gar nicht. Was dich davon abhält, Beziehungen herzustellen, ist nicht die schiere Zahl der potenziellen Kontakte, sondern eben jene bequeme Ausrede, es gar nicht erst zu versuchen.
Du würdest härter arbeiten
Klingt komisch, ist aber so: höchstwahrscheinlich würdest du dich mehr reinhängen, wenn du nur zehn Leute erreichen müsstest. Weil zehn greifbar ist. Tausende? Schafft du nicht. Aber zehn? Schaffst du locker. Ein realistisches, erreichbares Ziel motiviert und ist wirksamer als jede To-do-Liste.
Du würdest anders mit deinen Fans sprechen
Wenn du nur zehn echte Fans brauchst, würdest du dich dann immer noch so sehr auf Instagram oder TikTok stressen?
Vermutlich nicht.
Followerzahlen wären dir plötzlich egal.
Du würdest lieber direkt kommunizieren – per Mail, Kurznachricht, vielleicht sogar am Telefon oder (Gott bewahre) persönlich – auf einer Messe, im Buchladen, in der Lesegruppe, bei einem Käffchen im Stadtpark, oder wenn du wie ich am Arsch der Welt wohnst, einfach im Wohnzimmer. Auch, wenn nicht aufgeräumt ist, und du eigentlich dringend mal wieder die Katze entkalken müsstest.
Social Media ist oft nichts als Ablenkung.
Die meisten Leute sehen deine Beiträge sowieso nicht. Besonders, wenn du lieber mit dem Algorithmus als mit Menschen flirtest.
Wenn du deine Fans wie Freund*innen behandelst, statt wie Zahlen, dann wird die Verbindung tiefer. Ganz automatisch.
Gatekeeper wären dir plötzlich egal
Der Grund, warum wir Gatekeeper (Verlage, Medien, „Branchenkontakte“) so ernst nehmen, ist meistens der Glaube, sie seien die Abkürzung zur Masse.
Aber wenn du die Masse gar nicht brauchst, weil zehn echte Fans reichen, verlieren Gatekeeper ihre Macht über dich.
Dann zählt nicht mehr, was die Branche denkt, sondern was deine Fans denken.
Das ist aber so oder so die Wahrheit: Was deine Leser*innen über dich sagen, ist wichtiger als jede Branchenmeinung.
Deine Geschichten würden besser werden
Wenn du nur zehn Menschen begeistern willst, musst du es nicht mehr allen recht machen. Du kannst einfach aufhören, beliebte Autor*innen zu imitieren oder Listen mit kommerziell erfolgreichen Romankonzepten zu wälzen, die du nicht mal dann verwenden würdest, wenn dir sonst jemand einen brennenden Tesla in die Mülltonne stellt. Dann machst du einfach, worauf du Bock hast, wovon du weißt, dass es deine Fans geil finden werden, und es käme dir nicht im Traum in den Sinn, was zu schreiben, wovon du Ausschlag bekommst, nur weil BookTok darauf steil geht.
Du findest deine eigene Stimme.
Und die ist immer das, was am Ende wirklich trägt.
Okay, aber echt jetzt … brauchst du nicht trotzdem tausende Fans?
Ja, seien wir ganz ehrlich: Vermutlich schon.
Darum geht’s aber nicht.
Der Punkt ist: Wenn du Entscheidungen triffst, als ob du nur zehn Leser*innen brauchst, erreichst du schneller mehr als wenn du versuchst, es der ganzen Welt recht zu machen.
Hier ein kleiner Test, ob du zu den zehn Leuten gehörst, für die meine Neuerscheinung im Sommer 2025 geschrieben wurde:
- In Romance magst du am liebsten Protagonistinnen über 30.
- Du stehst auf solide Urban Fantasy mit einem auf realistische Weise komplexen, aber dennoch weichen Magiesystem.
- Du findest, es gibt viel zu wenig Coming-of-Middle-Age-Romane, denn seien wir mal ehrlich, 40 ist das neue 20.
- Deine Protagonistin darf stark sein, und zwar in jeder Hinsicht: Ehrlich, aber kaputt, kurvig, aber schlagkräftig, sinnlich, aber ehrfahren.
- Du magst nicht toxische, casually queere Charaktere mit Polyculepotenzial und Beziehungen mit ausgeglichenen Machtverhältnissen.
- Popkulturreferenzen, Musik und schräger Humor versüßen dir den Tag.
- Du verträgst ein bisschen bayerische Mundart und findest München, Landshut und Passau als Kulisse eine erfrischende Abwechslung.
Wenn du mindestens fünf der oben genannten Sätze bejahen kannst, dann solltest du unbedingt Konfabellationen lesen! Melde dich für meinen Newsletter an, um über den Release informiert zu werden und die Zeit mit einem kostenlosen Kurzroman in derselben Welt zu überbrücken.
Bild von Alexandr Ivanov auf Pixabay