Rezension: Ein Mann namens Ove von Fredrik Backman
Es ist IMMER NOCH der Tag, an dem Dinge erledigt werden™ (unglaublich! Sie ist heute echt on fire!) und so kommt hier jetzt meine erste Rezension seit langem. Nicht, weil ich in der Zwischenzeit nichts gelesen hätte, sondern weil … oh warte, doch, doch genau das ist der Grund. Ich lese echt zu wenig.
Ich glaube eigentlich nicht, das Fredrik Backman noch eine drölfundsiebzigste Rezension zu seinem absoluten Kult-Roman braucht, aber nachdem er mich letztes Jahr mit seiner Rede beim 200-jährigen Jubiläum oder sowas seines amerikanischen Verlags weg-ge-blasen. hat, musste ich diesen Buch lesen. Eigentlich hab ich mich davor gescheucht und war mir sicher, dass ich es hassen und abbrechen würde, aber holy-moly hab ich mich geirrt!
Ein Buch über einen grantigen alten Schweden stand jetzt nicht gerade auf meiner Bucket List der Wohlfühllektüre. Aber was soll ich sagen: Ich hab gelacht. Ich hab geheult. Ich hab’s geliebt. Ove ist der Typ Nachbar, den man meidet wie ein Dixie-Klo auf Wacken, übellaunig, Paragraphenreiter, ein echter Pofke. Und dann, ganz beiläufig, sticht dir Backman hinterrücks ins Herz und erzählt ganz nebenbei: Ove will sich umbringen. Warum? Weil er alles verloren hat, das ihm jemals etwas bedeutet hat.
Das ist kein Buch, das einem mit Pathos die Welt erklärt. Es ist leise. Es ist witzig. Und dann haut es dir in die Fresse. Ohne Vorwarnung. Mit einem einzigen pointierten Satz. Mit einer Geste. Mit einer behutsam und wohldosiert erzählten Hintergrundgeschichte, einem echten Leben, einem harten Leben, einem … heilige Scheiße, heule ich jetzt etwa, während ich diese Rezension schreibe? Fuck, dieses Buch ist gut.
Fredrik Backman schreibt so wahnsinnig feinfühlig und tiefsinnig, dass ich schreien möchte, weil ich dieses Niveau niemals erreichen werde. Ein Mann namens Ove ist auf der Liste der Bücher, die mich am tiefsten beeindruckt und am meisten zum Heulen und zum Lachen gebracht haben – teilweise gleichzeitig. Wenn ich was zu meckern hätte, dann höchstens dass das Ende ein bisschen over the top ist, so als hätte die Lektorin gesagt: Fredrik, du musst den Leuten jetzt noch richtig viel Zucker auf dieses Epos streuen, damit es nicht nach Surströmming schmeckt und weil es sonst eine Krise in der Taschentuchindustrie nach einem sehr kurzen, sehr intensiven Börsenkursanstieg gibt.
Fazit
Lies das Buch. Jetzt. Ich mein’s ernst, geh und hol dir das Buch aus der Bibliothek oder kauf es bei Booklooker oder am besten druckfrisch im Buchladen deines Vertrauens, aber lies es. Wenn du Autor*in bist, pass gut auf, wie Backman das macht, denn er ist ein Meister seines Fachs. Wenn du Leser*in bist, genieß es. In jedem Fall halte Taschentücher bereit und freu dich auf ein knallvolles Herz, wenn du fertig bist, und eine Erinnerung, die dich noch lange begleiten wird.
Und wenn du’s gelesen hast, schreib mir, was du denkst!