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100 Drabbles in 100 Tagen – 72: Ghost in this town

Als ich den Titel dieses Drabbles sah, dachte ich „wadde ma, Ghost-Dings-Songs und so, hatte mir scho oder ned?“ (es war der Samstagmorgen einer sehr langen Woche und ich hatte noch keinen Kaffee gehabt). Aber nein, diesen Geistersong hatten wir tatsächlich noch nicht. Glücklicherweise. Wie ich gestern schon erwähnte, schlägt mein Sohn gern Ortsbeschreibungen vor, manchmal kombiniert mit philosophischen Fragen. Das hier ist der Prompt, den er mir zu diesem Drabble gegeben hat: „Der Geist der Stadt, der ein Eigenleben hat, eventuell in einer Cyberpunkwelt.“

Er weiß, dass ich Herausforderungen mag.

Ein Drabble hat im Allgemeinen exakt einhundert Wörter und befasst sich aufgrund seiner Kürze häufig schlaglichtartig mit bereits bekannten Figuren, beispielsweise aus Romanen oder Serien. Das wäre mir zu billig, wenn es nicht gerade um meine eigenen Charaktere ginge, was es in diesem Drabble aber nicht tut. Hoffentlich ist es trotzdem ein wenig unterhaltsam geraten.

Manchmal opfern sie mir Blumen. Sie legen sie an die Straßenränder und die höchsten Gebäude. Das gefällt mir, aber es besänftigt mich nicht. Die Empfindsamen unter ihnen spüren meinen Herzschlag in den U-Bahnen und auf dem Asphalt. Das schmeichelt mir, aber es besänftigt mich ebenso wenig. Manchmal bleiben sie stehen, richten den Blick gen Himmel und flüstern mir Worte der Hoffnung und ihre Wünsche zu. Das amüsiert mich. Sie sind so winzig und verletzlich, so leicht ersetzlich. Das besänftigt mich: Mit Regen und Dunkelheit dränge ich auf sie herab und lasse sie spüren: In Wahrheit gehören sie mir, nicht andersherum.

Bild: SplitShire auf Pixabay

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