Die 3 Hauptgründe, aus denen Göthe suckt
Oder: Warum Genialität kein Freifahrtschein für Arschlochverhalten ist
Ähem.
Frau Schriftstellerin?
Lehnen wir uns da nicht ein klitzekleines bisschen zu weit aus dem Fenster?
Hat kaum drei lausige Schundromane veröffentlicht – Selfpublishing, wohlgemerkt – und erdreistet sich, „Göthe suckt“ zu schreiben? In einem Blogbeitrag? Auf ihrem Autorenblog?
Ist das … beruflicher Selbstmord?
Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht. Denn ich will hier nicht behaupten, dass Göthe kein großartiger Dichter war. Im Gegenteil – egal, wie dicht du bist, Göthe war Dichter, ist und bleibt der Klassiker. Und ja, er war clever, brillant sogar, ein Sprachmagier, der Worte formte wie andere Leute Schneebälle: mit Wucht, Eleganz und gelegentlichem Dreck drin.
Aber! Und hier kommt das große Aberrrrr:
Dass jemand unsere Welt mit herausragender Kunst beschenkt hat, bedeutet nicht, dass er auch ein geiler Typ war.
Und genau darum geht es in diesem Text. Um drei handfeste Gründe, warum Johann Wolfgang von Göthe (ja, mit ö für die kleine Extraportion Schmerz) – trotz aller literarischen Verdienste – menschlich einfach mal … suckt.
3. Er war die größte Drama Queen aller Zeiten
Klar, „Die Leiden des jungen Werthers“ war bahnbrechend. Aber schauen wir der Wahrheit doch mal knallhart ins Auge: Göthe hat das Leiden zur Lifestyle-Ästhetik erhoben. Der Typ war nicht einfach nur tiefsinnig – er war überdramatisch mit Spitzenbordüre. Der OG Softboi. Einer, der sich lieber das Herz rausreißt und mit Tinte füllt, als einfach mal mit einem Therapeuten zu reden.
Werther stirbt nicht, weil das Leben sinnlos ist – sondern weil die Frau seiner Träume nicht ganz so sehr auf ihn steht wie er auf sich selbst.
Und was macht Göthe daraus?
Ein Werk voller seitenlanger Emophilosophie, das sich liest wie der mitternächtliche Tumblr-Post einer Vierzehnjährigen.
Alles war entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt.
Nix dazwischen. Nie mal chill. Kein „Das wird schon wieder“.
Die Welt war sein Spiegel, und er liebte es, mit großer Geste davor herumzustolzieren – wie ein Teenager, der in den Badezimmerspiegel heult und dabei Lana del Rey in Dauerschleife hört.
Dass halbe Europa nach „Werther“ kollektiv in Depression und Samtjacke verfiel, junge Männer sich umbrachten und ein ganzes literarisches Zeitalter aus Schwermut und Selbstmitleid geboren wurde?
Geschenkt.
Aber dass dieser Kerl jahrzehntelang als Ideal des empfindsamen Mannes galt – als Vorbild, als Vorreiter, als Romantic Role Model?
Autsch.
Das schmerzt nicht nur den Verstand, sondern auch meine feministische Restwürde.
2. Er war ein Schürzenjäger sondergleichen
Es gibt Pick-up Artists. Und es gibt Göthe.
Der Unterschied? Pick-up Artists wissen wenigstens, wann sie verloren haben.
Göthe hingegen war auf einem ganz anderen Level unterwegs – emotional abhängig von der Idee, angebetet zu werden, süchtig nach weiblicher Bewunderung wie ein Influencer nach Likes. Wenn die reale Frau nicht so fühlte, wie er es gerne hätte, wurde sie eben umgeschrieben. Erdichtet. In eine Projektionsfläche gegossen, mit der sich sein empfindsames Ego ausgiebig beschäftigen konnte. Und wehe, sie hatte was anderes vor, als ihn zu bewundern – dann wurde sie posthum zur Muse degradiert oder zur tragischen Figur verklärt.
Kaum eine Frau kam ungeschoren davon.
Ob Edeldame, Bäckerstochter, Hofdame oder Schauspielerin – er war verliebt. Immer. Sofort. Und mit jeder Faser seiner überreizten Dichterseele.
Klingt romantisch? Ist in Wahrheit ein toxisches Muster in Endlosschleife.
Er schrieb über sie, an sie, für sie – selbst wenn sie längst weitergezogen waren.
Er sammelte Abfuhren wie Trophäen und verwandelte sie in Literatur.
Er war im Grunde der erste Mann, der konsequent Ghosting durch Gedichte ersetzt hat.
Die meisten dieser Frauen wollten übrigens nichts von ihm wissen.
Die wenigen, die es doch wollten – wurden früher oder später enttäuscht, ignoriert oder verlassen.
Aber egal, ob sie ihn ablehnten oder mit ihm schliefen – sie landeten in seinen Werken.
Und zwar nicht als sie selbst, sondern als das, was Göthe in ihnen sehen wollte:
Verheißung, Verderben oder das Fehlen von beidem. Immer schön durch die männliche Linse.
Heute würden wir sagen:
„Red Flag, John-Boy. Ganz viele Red Flags.“
Oder auch:
„Hör auf, Fremdscham in Versmaß zu gießen, du creepiger alter Sack.“
Und weißt du was?
Wenn man sich durch seine Briefe, Tagebücher und Werke wühlt, bekommt man das Gefühl, Göthe hätte sich weniger für Frauen interessiert – und mehr für das Gefühl, wie ein Genie zu leiden, das keine bekommt.
1. Er war pädophil.
Ich weiß.
Krasses Wort.
Aber wir müssen drüber reden.
Göthe war achtunddreißig.
Ulrike von Levetzow war vierzehn.
Und das war kein flüchtiger Blick in der Opernloge oder ein poetischer Anflug bei Sonnenuntergang.
Das war ein über Wochen öffentlich zur Schau gestellter Liebeswahn, inklusive Heiratsantrag, Gedichten, Spaziergängen und dieser unangenehmen Mischung aus altersbezogener Überheblichkeit und Selbstmitleid, für die man heute – völlig zu Recht – gecancelt würde.
Ulrike sagte nein.
Mit der Höflichkeit einer jungen Frau, die gelernt hat, älteren Männern nicht zu widersprechen – aber auch nicht zu gehorchen.
Und Göthe?
Göthe schrieb Gedichte.
Die Marienbader Elegien, um genau zu sein.
Ein literarisches Trauerspiel darüber, wie furchtbar es ist, wenn man als erwachsener Mann nicht das bekommt, was einem in seiner göttlichen Genialität offenbar zusteht: ein Teenagermädchen.
Sorry, aber: Nein.
Ja, im 19. Jahrhundert war das Eherecht anders.
Ja, Mädchen wurden früher „verheiratet“.
Aber Ulrike war kein Verlobungsobjekt – sie war ein Kind, das spazieren gehen wollte und nicht direkt ins Göthe-Haus einziehen.
Und auch damals war das Ganze nicht normal, sonst hätte Goethe nicht den halben Hofstaat damit schockiert.
Sogar ihre Mutter war entsetzt – und die war sicher keine Feministin.
Und genau hier liegt das Problem:
Wir tun oft so, als müssten wir Genies mit Samthandschuhen anfassen.
Als ob ihr Talent eine moralische Grauzone eröffnen würde, in der plötzlich alles erlaubt ist – Hauptsache, am Ende kommt ein Sonett dabei raus.
Aber wenn wir problematisches Verhalten J.K. Rowling nicht durchgehen lassen, dann auch nicht Göthe.
Fazit: Zwischen Genie und Grenzüberschreitung liegt nur ein kurzer Knüttelvers
Göthe hat die deutsche Literatur geprägt wie kaum ein anderer.
Er war ein sprachliches Naturtalent – menschlich allerdings eher eine Naturkatastrophe.
Und genau deshalb müssen wir beides anerkennen:
Sein überragendes Talent – und seine moralischen Totalaussetzer.
Denn wer Menschen für ihre Kunst feiert, ohne dabei auch ihr Verhalten zu reflektieren, zementiert ein Narrativ, das wir eigentlich schon längst beerdigt haben sollten.
Mit Grabstein, Blumen und der Aufschrift:
„Genie ist kein Freifahrtschein für toxisches Verhalten.“
Das war’s schon damals nicht und heute ist es das erst recht nicht mehr.
Und falls hier jemand behauptet, ich hätte diesen Artikel nur geschrieben, weil Bernie McBernface diese herrliche Präsentation oben gestaltet hat und ich die einfach nicht auf der Festplatte vergammeln lassen konnte, dann hat diese Person absolut recht. 😎
Wenn du nach diesem kleinen Essay jetzt Bock auf einen ganzen Roman bekommen hast, der spicy, queer-romantisch und herrlich witzig ist, in einer komplexen Urban-Fantasy-Welt spielt und eine erwachsene Protagonistin hat, dann abonniere meinen Newsletter, um pünktlich zum Release von Konfabellationen informiert zu werden und dir die Zeit bis dahin mit einem kostenlosen Kurzroman in derselben Welt zu vertreiben.
Bild von Christoph Birken auf Pixabay