LiSA, was sagst du dazu?

Einige Wochen, nachdem ich meinen Roman fertiggestellt habe, stolperte ich über diese Seite hier: qualifiction.info. Die KI LiSA vergleicht deinen Roman mit mehreren hunderttausend deutschssprachigen Bestsellern und analysiert ihn auf Ähnlichkeiten zu ihnen hin.

Als begeisterter KI-Fan und neugieriger Mensch habe ich das natürlich gleich mal ausprobiert und möchte das Ergebnis gerne hier mit euch teilen. Ich habe bei Qualifiction nachgefragt, ob sie was dagegen haben, und auch das Okay bekommen, es hier zu veröffentlichen. Ganz lieben Dank dafür!

67% Liebesroman, 96% Fantasy

Sobald man seinen Roman hochgeladen hat, kann man ihn in 60 Sekunden analysieren lassen und bekommt dann viele spannende Statistiken angezeigt. Zum Beispiel diese hier:

Augenscheinlich ist das Rumgeturtel zwischen Gene und ihrem dämonischen Reisegefährten mehr als nur ein Subplot – 67% Liebesroman lautet LiSAs Einschätzung. Das hat mich doch sehr überrascht, denn ich wollte eine ganze Menge von diesem Buch, aber bestimmt nicht, dass es ein Liebesroman wird. Tja … wie das Leben so spielt. Wo sie hier die 3% Erotik und das eine Prozent Historienroman geschmeckt hat, ist mir allerdings nicht ganz klar. Immerhin stimmt sie mit mir überein, dass es ein Fantasyroman ist, was mich dann doch wieder beruhigt hat.

Ein neues Feature von LiSA gibt jetzt eine noch feinere Themenzuordnung an, deren Urteil aber nur das oben genannte zementiert:


Tja, es wird nicht besser. Fantasy Romance. Da haben wir es. Na gut.

Thematisch ein alter Hut

„Sehr vertraut“ lautet LiSAs Urteil, was das Thema des Romans angeht. Also quasi Been there, done that, wie der Lateiner sagt.


Oder anders ausgedrückt: Wer schon reichlich Romane gelesen hat, wird in diesem nicht viel Neues oder Unerwartetes treffen. Ihr wisst schon: Junge trifft Mädchen. Mädchen rettet Junge vor magiebegabtem Kapitalisten mit Weltherrschaftsallüren. Sie küssen sich. Ende. Das Übliche halt.

Leserpotenzial: Ein gutes Dutzend, schätzungsweise

Das hätte LiSA prognostizieren müssen, um die aktuellen Downloadzahlen der Leseprobe recht genau zu treffen. Was sie stattdessen sagt, hat mich überrascht:


100 bis 2.400 Leute, so schätzte LiSA noch im Oktober, könne ich im ersten Jahr mit meinem Buch erreichen. Echt jetzt? Cool. Schade, dass sie nicht dazugeschrieben hat, wie. Das würde mich nämlich brennend interessieren!
Nach dem letzten Update sind es übrigens nur noch 0 bis 600, was (leider) deutlich realistischer ist.

Eine Lektorin hat mir kürzlich erklärt, dass der Roman ihrer Meinung nach viel besser ist, als was LiSA ihm zugesteht. (So ihre Einschätzung anhand der ersten 30 Seiten und der Zusammenfassung.) Wählt man denn auch stattdessen das volle Verlagsprogramm (links im Bild), kommt man immerhin auf 8.500 potenzielle Leser. Das ist immer noch wenig, aber schon ganz ordentlich für eine Fantasy Romance, in der rund 47 Mal die Phrase „Ach, fuck“ vorkommt und die Protagonistin etwa zwölf Mal öfter auf die Fresse als ein Küsschen kriegt.

Aber vielleicht ist auch gerade das das Problem: Für eine Romanze zu actionlastig, für eine Abenteuergeschichte zu romantisch, nichts Halbes und nichts Ganzes, quasi. Falls das der tiefere Grund für LiSAs Bewertung ist, steht das aber nirgendwo. Definitiv ein Manko.

Drama, baby, Drama!

Insgesamt bietet die KI viele interessante Einblicke in den Roman. Hier etwa der Sentiment-Verlauf:

Sehr mysteriös – was will uns der Künstler damit sagen? Auf jeden Fall: Come on, Drama-Lama! In den fröhlichen, hellgrauen Bereich (hier durch den Zoom abgeschnitten) kommen wir mit diesem Roman gar nicht erst. Ansonsten wirkt das für mich eigentlich recht Roman-ig: ein ständiges Auf und Ab, ein kritischer Tiefpunkt kurz vor Schluss und dann ein Happy End. Kann man lassen, oder nicht?

Viel Lärm um nichts?

LiSA bietet eine Menge – die Statistiken zu Wortwahl, Satzlänge und mittlerem Sentiment waren faszinierend. Und dennoch: Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Denn wie sich etwa die Erkenntnis, dass 7,5% meiner Wörter Adjektive sind, gewinnbringend einsetzen lässt, verrät LiSA aktuell noch nicht.

Ein kurzes Feedback der klugen Köpfe hinter der KI erbrachte, dass die entscheidenden Punkte sind, dass ich mehr Dialoge brauche, eine höhere Wortvielfalt und einen langsameren Sentimentwechsel, um meine Bewertung zu verbessern.

Wirklich weiter hilft mir das jetzt nicht unbedingt, denn die „Vokabular-Diversität“ (wie viele Wortwiederholungen sind im Text) liegt noch über dem Bestseller-Mittel, die „Vokabular-Exklusivität“ (wie kryptisch drücke ich mich aus) ist moderat, was in meinen Augen eigentlich kein Nachteil sein kann, und der Sentimentwechsel (wie schnell ändert sich die Grundstimmung) liegt 0.01 Punkte unter dem Bestseller-Mittel. Auch der Gesamtanteil der wörtlichen Rede liegt bereits 3% über dem Bestseller-Mittel und trotzdem findet LiSA, da geht noch was. Alles in allem hat mich die Analyse also eher verwirrt, als mir wirklich weitergeholfen.

Und dennoch: Ich finde das Konzept auf jeden Fall sehr interessant und LiSA entwickelt sich ständig weiter. Vielleicht erfahre ich ja schon bald etwas von ihr über meinen Roman, das ich dann auch tatsächlich umsetzen kann, um besser zu werden.

Falls du jetzt Lust bekommen hast, mal in den Roman reinzuschnuppern, kannst du dir eine kostenlose Leseprobe herunterladen:

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Beitragsbild: StartupStockPhotos von Pixabay

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