100 Drabbles in 100 Tagen – 12: Tears of the Dragon

Hab ich eigentlich schon erzählt, warum diese Drabbles alle Songtitel als Überschriften haben? Ganz einfach: Das erste Drabble hatte einen Songtitel, drehte sich allerdings auch um diesen Song, daher fasste ich den Entschluss, dass das ein netter Gag sei und ich so was zum Quatschen im Vorwort hätte, wenn mir mal die Ideen ausgingen. Wie heute etwa.

Viel Spaß mit Drabble Nummer 12! Drabble, sagst du? Soll ich das wirklich nochmal erklären? Ist da echt dein erstes? Na gut: eine Kurzgeschichte mit genau einhundert Wörtern. Das ist … herausfordernd. Nicht, weil genau hundert Wörter zu treffen schwer wäre, irgendwo kann man schließlich immer noch eins abzwacken oder reinstopfen, sondern weil etwas Interessantes, dass ein größeres Bild zeichnet als die hundert abgedruckten Wörter, und unterhaltsam ist, gar nicht so einfach auszuhecken ist. Aber vielleicht ist es mir ja schon zwölfmal in diesem Monat gelungen? You be the judge.

„Eine Kugel vom blauen, bitte.“ Karl hustet und betupft seine Augen, die seit den neuen Linsen immerzu tränen.
Der Eisverkäufer schmunzelt. „Eine Kugel Schlumpfeis für den jungen Mann. Und Sie?“
„Für mich auch, bitte.“ Sven schiebt Karl hinaus.
„Das mochtest du schon als Kind“, krächzt Karl und lutscht am Eis. „Hab ich nie verstanden.“ Das süße Blau kühlt schön. „Tu ich immer noch nicht.“
Sven lächelt. „Ich mochte es, weil es mich an deinen blauen Arbeitsanzug erinnert hat.“ Er schiebt Karl durch den Park. „Das war immer mein Papa-Eis.“
Tränen laufen Karl übers Gesicht. Diesmal sind es nicht die Linsen.

Bild: Nato Pereira auf Pixabay

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