Eine Testleserin schrieb mir neulich, sie hätte beim Frühstück ihrem Mann von meinem Manuskript erzählt. Meine erste Reaktion darauf war: „Whaaat? Du kannst doch nicht beim Frühstück meine Nacktfotos herzeigen!“
Natürlich sind in diesem Manuskript keine Nacktfotos, weder von mir noch sonst wem (ich weiß auch nicht, wem dieser hübsche Hintern da oben gehört und da Pixabay mir keine Attributionslinks mehr anzeigt, werdet ihr es wohl auch nie erfahren, muhahaha!) – aber etwas so Persönliches wie einen selbstverfassten Text herauszugeben fühlt sich immer danach an. Bei kurzen Texten ist es eher so ein Lupfen des Rocks über den Knöchel. Die sind ein bisschen fett geworden im Laufe der Jahre, aber was soll’s. Einen ganzen Roman aber, in dem ich mich in peinlichen Filmzitaten und Popkultur-Referenzen ergehe, in dem ich über Liebe schreibe, Sex andeute und einen dicken Schuss meiner Weltsicht miteinfließen lasse, in dem ich auf Google Streetview recherchierte Beschreibungen von Tscheljabinsk und von einem anderen Blog … ähem … ausgeliehene russsische Schimpfwörter einbaue, und noch tausend anderer peinlicher Dinge tue (ungefähr 91.000, um genau zu sein), diesen Roman jemandem anzuvertrauen und auf das Feedback dazu zu warten, fühlt sich an, wie Nacktfotos zu verteilen. Nicht retuschierte, schlecht beleuchtete Nacktfotos, auf denen man jeden Pickel, jede Falte und alle Haare am A…rm sieht. Und dann liegen diese Fotos irgendwo am anderen Ende von Deutschland auf einem Frühstückstisch. Puh!
Mein zweiter Gedanke aber war: Wow. Sie hat sich stunden- und tagelang mit etwas beschäftigt, was ich geschaffen habe.
Und es hat genug Eindruck hinterlassen, um den Weg in ein Gespräch mit einem lieben Menschen zu finden. Und plötzlich fühlte ich mich nicht mehr überfahren, sondern überwältigt. Denn was ich geschaffen habe, ist gesehen worden und im Kopf geblieben. Vielleicht nur von einem Menschen und nur für eine Weile, aber das spielt keine Rolle. Das Kind, das ich in die Welt hinausgeschickt habe, hat eine Freundin gefunden. Mehr wollte ich ja gar nicht.
Kennst du Gene schon? Falls nicht, kannst du über den Button unten die ersten 5 Kapitel der aktuellen Fassung einfach unverbindlich anlesen. Schreib mir dann, wie es dir gefallen hat!
Bild: xusenru auf Pixabay