Dianas Party – nicht so prätentiös, dafür viel sexier

Nachdem Gene Diana auf eine Party ihrer Chefin eingeladen hat, wird sie nun ihrerseits zu einer von Dianas Partys eingeladen. Ein Auszug aus Kapitel 4 der aktuellen Fassung von „Seelenschulden“.


An diesem Abend stand ich vor dem Badezimmerspiegel und starrte die roten Flecken auf meinen Wangen an. Konnte ich so zu Dianas Party gehen? Wo vermutlich alle so heiß wie sie waren? Die lachten mich doch aus. Ich kämmte mir die Haare nach hinten, sodass sich die grünen Spitzen unter meinem Kinn aufrollten. Nein, das sah bekloppt aus. Ich bürstete sie nach links, nach rechts und gab es schließlich auf. Langsam lief mir die Zeit davon. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über die Piercings in Augenbraue, Nase und Lippe.

Du musst ordentlich aussehen, wenn du dich nicht blamieren willst.

Ich schraubte das in der Unterlippe raus.

Du musst du selbst sein, wenn du nicht jeden Augenblick von diesem Abend hassen willst.

Ich schraubte es wieder rein. Schraubte es wieder raus und fasste den Waschbeckenrand so fest, dass er knackte.

Verdammt, Gene. Komm runter. Das ist nur eine langweilige Party von langweiligen Leuten mit zu viel Geld, keine Aftershow-Party mit Rob Halford oder Liv Sin. Geh da hin, trink ein paar kostenlose Bier und hab Spaß.

Ich atmete tief durch. Okay. Die Piercings blieben drin und die Haare strubbelig, so, wie ich eben war.

Dasselbe mulmige Gefühl wie neulich kehrte zurück, als ich gegen neun Uhr vor dem Wohnblock im Lehel stand. Hier gab es nur alte Häuser mit hohen Decken und Stuck über den Türrahmen, vergoldeten Wasserhähnen und Toiletten, aus denen man trinken konnte, ohne Ausschlag zu bekommen. Frank Drebin wäre entzückt. Ich trat an das saubere, beleuchtete Klingeltäfelchen und drückte bei Wintersperger. Es dauerte nur einen Augenblick, bis das Schnurren des Türöffners erklang und ich eintreten konnte. Ein Fahrstuhl brachte mich in den siebten Stock. Die ganze Etage wurde von einer einzigen Wohnung eingenommen, das wusste ich noch vom Umzug. Routinemäßig prüfte ich Boden und Wände des Fahrstuhls, ob es Spuren unserer Arbeit gab, aber alles erwies sich als in bester Ordnung.

Vor der Tür zum Penthouse zögerte ich noch einmal. Ich strich über das schwarze Tanktop mit AC/DC-Logo, das mir Ana mal gekauft hatte, als sie noch alleine auf die Straße gehen konnte. Eigentlich trug ich nichts von so großen Bands, aber dieses Ding war das Einzige, das meine Brüste wenigstens etwas zur Geltung brachte. Die Jeans hatte ich direkt unter dem Schritt abgeschnitten und als Schuhe die schwarzen Chucks mit Glitzer gewählt, die als zu verschenken im Hauseingang gestanden hatten. Alles in allem fühlte ich mich für eine Party angemessen angezogen. Als ich gerade meine Haarspitzen von den Schultern wischte, weil sie dort so kitzelten, wurde die Tür geöffnet. »Na? Traust du dich nicht rein?« Di trug eine blütenweiße Korsage, aus der oben der größte Teil ihrer Brüste herausschaute, ein durchsichtiges Seidenhöschen und weiße Elf-Zentimeter-Pumps. Sie wirkte wie ein fleischgewordener Engel der Sünde. Mein Selbstbewusstsein verpuffte wie eine Fehlzündung in einem schlecht frisierten Golf GTI.

Ich räusperte mich. »Nein. Ich meine doch. Also … ich würde … äh … gern reinkommen.«

Sie kicherte und drückte die Tür ganz auf. In dem weitläufigen Wohnzimmer, auf Couchen und Sessel verteilt, amüsierten sich rund ein Dutzend wenig bis gar nicht bekleideter Leute, die allesamt aus einem Unterwäschekatalog oder einem Hollywoodfilm stammen könnten.

»Äh …« Ich blieb auf der Türschwelle stehen. Vielleicht war das doch eine Nummer zu groß für mich.

Di schob mich sanft in den Eingangsbereich und erweckte dabei sofort das Prickeln der Feenmagie. Sie legte die Arme von hinten um mich und küsste meinen Nacken. Ich erschauerte.

»Schön, dass du kommen konntest«, schnurrte sie. »Komm, ich stelle dich meinen Gästen vor.« Sie nahm meine Hand und schritt grazil über den dicken, weißen Teppich.

»Andrej, darf ich dir Gene vorstellen?«

Der angesprochene Sixpack und das Model auf seinem Schoß reichten mir die Hand. Umgehend floss das Prickeln zu ihm, aber nicht zu ihr. »Es ist mir ein Vergnügen«, sagte er mit feurigem Blick.

Di führte mich weiter. »Celestine, Jolie, ich möchte, dass ihr Gene kennenlernt.«

Die beiden ineinander verschlungenen Ladys entwanden sich kichernd ihrer Umarmung und nahmen jede eine meiner Hände. Das Prickeln floss so heftig zu ihnen herüber, dass sie lustvoll aufstöhnten und mich zu sich auf das Bärenfell herabzogen. »Bleib doch hier, Süße.« Celestine – oder war es Jolie? – knabberte an meinem Ohrläppchen, dass mir ganz kribbelig im Inneren wurde.

Sanft aber bestimmt fasste Di mich am Arm und zog mich wieder auf die Füße. »Später, meine Täubchen. Sie hat noch nicht alle kennengelernt.«

So führte sie mich an einem weiteren Dutzend Menschen vorbei, die selbst für Gefallene unglaublich attraktiv aussahen, bis mir ganz schwindelig war vor lauter prickelndem Händeschütteln. »Ich glaube, ich muss mich setzen.« Benommen ließ ich mich auf einen weißen Lederhocker nieder und rieb mir die Stirn.

»Entschuldige, Liebes. Das war ein bisschen viel, was? Hier, trink einen Schluck, dann fühlst du dich besser.« Sie reichte mir ein Glas Sekt.

»Ich trinke keinen Alkohol«, sagte ich.

Di zog eine Schnute. »War das ein Alkoholfreies neulich?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Bier ist ein Grundnahrungsmittel.«

Sie hob die Augenbrauen und musterte mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Amüsement, dann winkte sie den Tablettträger heran. »Ein Bier für Gene hier, Garçon.«

Er nickte und kam kurz darauf mit einer Flasche Mönchshof zurück. Gute Wahl.

Di setzte sich zu mir auf den Hocker und massierte meine Schultern. Ich seufzte. Das hatte noch nie jemand getan. »Ich wusste gar nicht, dass sich das so gut anfühlt«, murmelte ich.

»Du bist ganz schön verspannt, Liebes. Lass mich dir eine kleine Einführung in die Kunst der Faszienmassage geben.«

Ich brummte. »Das klingt kinky. Bin dabei.«

Di kicherte. Sie zog mich mit zu einer Tür, die aus dem riesigen, schlauchartigen Wohnzimmer in einen anderen Teil der Wohnung führte. Wir durchquerten einen fast schon unheimlich stillen Flur und gelangten auf der anderen Seite in ein helles Schlafzimmer mit einem sehr gemütlich wirkenden Himmelbett in seiner Mitte.

»Am besten, du ziehst dich dafür aus.« Betont langsam streifte sie die Topträger von meinen Schultern.

Ich ließ die Hände auf ihren Rücken gleiten und löste die Bänder der Korsage. »Solltest du auch, nur um sicher zu gehen.« Behutsam berührte ich ihre bloßen Schultern und ließ die Fingerspitzen langsam tiefer gleiten.

Sie lachte. »Um sicher zu gehen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Worte sind nicht mein Ding.« Zärtlich berührte ich ihre Lippen mit meinen und schmeckte den Sekt, der noch als zarter Film auf ihnen lag. Sie zog mich mit sich, bis wir zwischen die weichen Kissen sanken. »Wolltest du nicht eine Massage?«

»Später.« Ich zog eine Spur aus Küssen von ihrem Hals zu ihrem Bauchnabel und tiefer.

Sie stöhnte lustvoll auf, als meine Zunge fand, was sie suchte. »Ich will alles von dir«, flüsterte sie.

Das musste sie mir nicht zweimal sagen.


Bild: Marielou Lolilop auf Pixabay

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