12 Tipps für einen erfolgreichen Blogpost

Blogbeiträge zu verfassen, ist viel schwieriger als es auf den ersten Blick wirkt. Einige der Regeln für einen erfolgreichen Beitrag überschneiden sich mit den Regeln erfolgreicher Romane, einige sind typisch für diese Form kurzer Aufsätze. Von beiden Sorten nenne ich hier die, die mir am wichtigsten erscheinen.

1. Gut geplant ist halb geschrieben

Ein erfolgreicher Blogbeitrag ist etwa 1200–1500 Wörter lang. Das ist eine ganze Menge. Damit die Leser bei der Stange gehalten werden, muss der Text eine ansprechende, kohärente Struktur haben. Sich diese im Vorfeld zu überlegen, hilft nicht nur, die Gedanken zu ordnen, sondern bietet auch ein Gerüst, wenn du unterwegs den Faden verlierst.

Die Planung für diesen Beitrag beispielsweise sah so aus:

  1. Einleitung
  2. 12 Tipps auflisten
    1. Planung
    2. Themenwahl
    3. Thema präzisieren
    4. Recherche
    5. Richtige Erwartungen
    6. Leserfokus
    7. Überarbeiten
    8. Streichen
    9. Laut vorlesen
    10. Feedback holen
    11. Links und Quellen
    12. Titel, Tags, Suchwörter
  3. Zusammenfassung
  4. Quellenangabe

Und schon habe ich ein Inhaltsverzeichnis. Wenn die einzelnen Punkte länger wären, könnte ich sie direkt zu den Überschriften verlinken, aber bei der gegebenen Kürze würde das nur verwirren. Wenn ich unterwegs nicht mehr weiter weiß, sehe ich mir nochmal meine Planung an und bekomme so eine Vorstellung davon, wie ich am besten weitermache.

2. Wähle ein Thema – und konzentriere dich darauf

Es ist leicht, sich ablenken oder die Gedanken schweifen zu lassen. Im selben Beitrag solltest du nur über ein Thema schreiben, und zwar ein ganz konkretes. (Siehe nächster Punkt) Im Idealfall hast du einen thematischen Blog und damit schon mal eine Kategorie, in die alle deine Beiträge passen. Du hast dich zu Beginn deiner Reise entschieden, ob du einen Blog über Reisen, Bücher, Metal, Kaffee oder Zahnpflegetipps für Pacus schreibst. Du weißt, wer deine ideale Leserin ist und wofür sie sich interessiert. Jetzt musst du nur noch herausfinden, worüber du heute schreibst. Oder hast du vor einer Woche beschlossen, endlich einmal ein paar Beiträge auf deinen Blog zu packen, der schon seit fünf Jahre ungeliebt vor sich hin vegetiert, aber weißt weder, worüber du schreiben sollst, noch wen das interessieren soll? Auch in diesem Fall musst du ein konkretes Thema wählen. Du könntest beispielsweise eine handliche Liste von Tipps für gute Blogbeiträge zusammenstellen, die deiner einen Leserin (dir selbst) noch lange gut Dienste beim Verfassen weiterer Beiträge leistet – wohin auch immer diese Blog-Reise noch führt.

3. Nenn das Kind beim Namen, selbst wenn es Tusnelda heißt

Wenn du nach 1200 Wörtern an einen Punkt kommen willst, an dem du weder deine eigene Zeit noch die deiner Leser:innen verschwendet hast, musst du dir ein ganz konkretes Thema herauspicken. Lege genau fest, was der Inhalt deines Beitrags ist. Am besten gelingt das mit einer Ein-Satz-Zusammenfassung wie im ersten Schritt der Schneeflockenmethode beschrieben. In 15 Worten oder weniger: worum geht’s?

Im Falle dieses Blogbeitrags lautet die Ein-Satz-Zusammenfassung: Kurze und prägnante Auflistung der zwölf wichtigsten Schritte zum Verfassen eines interessanten und nützlichen Blogbeitrags.

Achte darauf, dieses Thema immer im Zentrum des Textes zu halten und in keine angrenzenden – oder weit entfernten – Gebiete abzuschweifen.

4. Mach deinen Hausaufgaben

Bei vielen Menschen herrscht der Irrglaube vor, Recherche sei etwas für wissenschaftliche Arbeiten, die einen Anspruch auf inhaltliche Korrektheit erheben. Falsch. Was auch immer du schreibst, du musst zuerst checken, was es schon an Infos dazu gibt. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen schreibst du prägnanter und pointierter, wenn du dich in deinem Thema gut auskennst. Zum anderen nehmen die Leser:innen dich eher ernst, wenn das, was du schreibst, sich mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen deckt. Und drittens, musst du das Rad nicht neu erfinden. Nehmen wir wieder diesen Artikel als Beispiel: Zum Thema erfolgreiche Blogbeiträge ist schon eine ganze Menge in den meisten Sprachen der Welt geschrieben worden. Ich kann da nichts Neues beitragen. Aber ich kann die Informationen anders arrangieren und präsentieren und sie so potenziell mehr Menschen zugänglich machen. Mir geht es oft so, dass ich einen bestimmten Fakt drei- oder viermal von verschiedenen Leute höre, bevor es plötzlich klick macht, und ich ihn verstanden habe. Bis dahin existierte das Wissen zwar knapp unter der Oberfläche meines Bewusstseins, war aber nicht nutzbar oder greifbar. Erst, als jemand die Worte fand, die mit mir resonierten, wurde aus dem Wissen Verstehen.

Wenn du ordentlich recherchierst sparst du außerdem Zeit. Es gilt das alte Sprichwort:

Ideen von einer Person zu stehlen ist Plagiarismus. Ideen von vielen Personen zu stehlen, ist Recherche.

Irgendein kluger Kopf

5. Sag uns gleich, worauf du hinaus willst

In den letzten Jahren ist mir beim Lesen von Romanen immer öfter aufgefallen, dass gute Romane mir schon im ersten Akt genau sagen, wer hier was will und warum, während mittelmäßige Romane krampfhaft versuchen, möglichst vage und mysteriös zu sein, wobei im dritten Akt ein Plottwist den nächsten an Irrationalität und Originalität zu übertreffen versucht. Das ist bei Büchern noch viel nerviger als in Blogbeiträgen, aber auch hier sollte die Erwartungshaltung der Leser:innen von Anfang an in die richtige Richtung gelenkt (und dann natürlich auch erfüllt) werden.

Im Falle dieses Beitrags hier wird mit der Einleitung klar, worum es geht. Die Ein-Satz-Zusammenfassung, die ich unter Punkt 3 entwickelt habe, präsentiere ich im ersten Absatz und weiche bis zum Ende nicht mehr davon ab. Wenn alles gut läuft, habt ihr am Ende genau das bekommen, was ich versprochen habe.

6. Schreibe für Leser:innnen, nicht für dich

Alle Menschen hören sich gerne reden. Alle möchten gerne im Mittelpunkt der – positiven, wertschätzenden – Aufmerksamkeit stehen und davon berichten, was sie alles zu bieten haben. Problem: interessiert niemanden, außer dir selbst. Lösung: Rede nur über das, was deine Leserin interessiert. Wenn das alle so machen, finden auch alle was Schönes zum Lesen im Internet. Überlege dir beim Schreiben immer genau, was deine Leserin interessiert. Schreibe nicht: „Das ist der beste Artikel zu dem Thema, den ich je verfasst habe.“ Schreibe lieber: „Wenn du diese Tipps beherzigst, werden deine nächsten Blogbeiträge viel mehr Leser:innen begeistern.“

Versuche nicht, besonders schlau zu klingen. Finde deine eigene Stimme und benutze sie. Sei dabei nicht vage, sondern werde ganz konkret. Trau dich, die Dinge beim Namen zu nennen. Schreibe nicht: „Präzision ist unerlässlich“. Schreibe: „Nenn das Kind beim Namen, selbst wenn es Tusnelda heißt“.

7. Überarbeiten ist nicht optional

Ah, ja, das meist gehasste Thema der schreibenden Zunft. Überarbeiten. Muss das sein? Kann ich nicht meine Genialität ungefiltert und roh in die Welt hinaus entlassen? Das machen die anderen doch auch so! Dazu möchte ich auf das beliebte Zitat verweisen, das manche Leute sogar auf T-Shirts drucken lassen:

Das kannst du schon so machen, aber dann wird’s halt scheiße.

Derselbe oder ein anderer kluger Kopf

Während meiner 100-Tage-100-Beiträge-Challenge habe ich teilweise sehr kurze Beiträge verfasst, die ich nur ein oder zweimal überarbeitet habe. Gewöhnlich strebe ich 4 bis 5 Überarbeitungen an, egal was ich zu welchem Zweck schreibe. Das geht soweit, dass ich auch E-Mails, Forenbeiträge und Social-Media-Postings überarbeite, bevor ich auf „Senden“ drücke. Ob das zu viel des Guten ist, will ich an dieser Stelle nicht diskutieren.

Fakt ist: Wir alle sind mittelmäßige Schreiberlinge. Großartige Schriftsteller:innen, die im ersten Entwurf bereits den großen Wurf landen, gibt es nicht. Jeder, ausnahmsloser jeder, gute Text ist mindestens dreimal überarbeitet worden. Hervorragende sogar öfter. Habe den Respekt vor dir selbst und vor deinen Leser:innen, zu überarbeiten, bevor du veröffentlichst. Danach bleiben immer noch genug Fehler für die aufmerksame Leserin zu finden.

8. In der Kürze liegt die Würze, in der Plattitüde die Attitüde

Wie Gott bei der Erschaffung der Tiere schon zu seinem Engel sagte:

„Das Zebra ähnelt dem Pferd zu sehr. Streiche es.“

Gott

Was auch immer du geschrieben hast – die Chancen stehen gut, dass es zu lang ist. Jeder Satz, jedes Wort muss zum Inhalt beitragen. Streiche alles Überflüssige. Ein Satz, der das eben Gesagte unnötig wiederholt: gestrichen. Ein Wort, das keinen Mehrwert hat (beliebte Kandidaten ganz, sehr, wirklich, meiner Meinung nach, wie schon gesagt, Elefantenzehensocken): gestrichen. Ein Listenpunkt, der vollkommen überflüssig ist, aber die im Titel angekündigte Zahl von 13 erreichbar macht: gestrichen. (Wenn auch schweren Herzens und mit nachfolgender Titeländerung)

9. Wenn es sich laut ausgesprochen immer noch nach einer guten Idee anhört…

Dann behalte es bei. Wenn nicht, ändere es. Es mag wie eine Binsenweisheit klingen, aber sich die eigenen Texte laut vorzulesen ist ein unschlagbares Mittel, um ihre Wirkung zu überprüfen. Wer geduldige Kinder oder Partner:innen hat, kann es auch diesen vorlesen. Allerdings nicht mit dem Ziel, Feedback einzuholen. Das kommt später. Es verleiht dem Vorlesen ein besonderes Gewicht und lässt dich noch bewusster hinhören, wenn du nicht allein im Zimmer bist. Unbedingt ausprobierwürdig und nicht nur für Blogbeiträge interessant.

10. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ ich einen Arbeitskreis

Wenn dein Beitrag ins Stocken gerät oder fertig ist, du aber nicht zufrieden bist oder nicht weißt, ob du schon zufrieden sien darfst, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ihn einem guten Menschen, einer hilfreichen Seele oder einem Anon aus dem Internet zu zeigen und um eine Meinung zu bitten. Hierbei gibt es drei Dinge zu beachten:

  1. Hol dir nie mehr als drei Meinungen, zu viele Köche verderben den Brei.
  2. Frag niemals Mutti oder eine andere Person, die dich liebt. Die fragst du, wenn du einen Selbstbewusstseins-Boost brauchst, nicht, wenn du konstruktives Feedback willst.
  3. Frag nur Leute, die sich mit dem Thema auskennen. Alle haben eine Meinung, wirklich weiter bringen dich nur die fundierten.

11. Links bringen Farbe rein, Quellenangaben sind Pflicht

Wann immer du einen Verweis auf eine passende Stelle im Internet setzen kannst, tu das. Leser:innen lieben das. Webseitenbetreiber:innen lieben das noch mehr. Außerdem schaut es hübsch aus und lockert den Text auf.

Wenn du irgendwen zitiert oder dich hast inspirieren lassen, sag es. Ich zum Beispiel habe mich für diesen Artikel von den folgenden Quellen inspirieren lassen, die ich in den letzten Tagen gelesen oder gesehen habe:

How to write emails that get opened with Ramit Sethi

The Fun Parts of Writing by Ann Hadley

Der Rest schwirrte mir schon länger im Hinterkopf herum und findet sich sicher so oder so ähnlich in vielen weiteren Quellen, die mir aber nicht geläufig sind.

12. Titel, Tags und Suchwörter

Wer nicht nur schreiben, sondern auch gelesen werden will, muss in erster Linie gefunden werden. Das ist in den Weiten des Internets, das trotz seiner Daseinsform von nichts als elektrischer Ladung schon 2011 50g wog, gar nicht so einfach. Ein Hilfsmittel, dessen sich viele Menschen, besonders in den sozialen Medien, bedienen, sind Tags und Suchwörter. Deshalb also die Empfehlung, nach der Fertigstellung deines Beitrags dir die fünf Minuten Zeit zu nehmen, es mit passenden Tags und Suchwörter zu versehen, damit er wenigstens in dem Kontext deiner eigenen Homepage leicht auffindbar ist. Hab ich das für diesen Beitrag gemacht? Nö. Wie es sich für einen waschechten Spalter gehört, halte ich mich nicht mal an meine eigenen Regeln. Es ist trotzdem ein guter Tipp, den ich vielleicht beherzigen werde, wenn ich eines Tages zu diesem Artikel zurückkehre und mir anerkennend auf die Schulter klopfe: Den verregneten Pfingstssonntag 2021 hast du aber wirklich produktiv verbracht.


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Und nun entschuldigt mich bitte, ich muss mir die restlichen Konzerte vom Online Musik Festival ansehen.

Bild: Alexander Gounder von Pixabay

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